
Die nächste Pandemie ist nur eine Frage der Zeit. Zur Verhinderung und Bekämpfung von
Epidemien und Pandemien benötigt die Schweiz vielseitige und sich ergänzende
Werkzeuge. Die Schweiz verfügt über die Voraussetzungen, um sich als innovative
Leaderin der Pathogen-Überwachung zu positionieren. Investitionen in die
Pandemievorbereitung lohnen sich, weil die Schweiz dadurch hohe gesellschaftliche und
wirtschaftliche Verluste reduziert.
Die Empfehlungen von Pour Demain für Biosicherheit berücksichtigen die gesamte
Wirkungskette möglicher Massnahmen: Vorbeugen → Erkennen → Reagieren
Epidemien und Pandemien vorbeugen (Prevent)
Solide planen: Die Pandemie-Szenarien des Bundes basieren auf internationalen Best Practices und sind auf der Grundlage der Schadenswerte der COVID-19-Pandemie aktualisiert, damit sie nicht zu optimistisch ausfallen (insb. Extrem-Szenario).
Tier-Mensch-Schnittstelle: Die Schweiz verstärkt ihre internationalen Bestrebungen, damit sich Krankheiten nicht von Tieren auf Menschen übertragen. Die nationale Überwachung tierischer Krankheiten wird weiterentwickelt.
International zusammenarbeiten: Die Finanzierung internationaler Pandemievorbereitung wird ein fester Bestandteil des Epidemiengesetzes und erfolgt unabhängig von der Entwicklungszusammenarbeit (z. B. CEPI, GARDP; sh. Whitepaper).
Globale Gesundheit stärken: Da effektive Gesundheitssysteme in den ärmsten Ländern die Schweiz schützen, bleibt Gesundheit ein Schwerpunkt der internationalen Zusammenarbeit.
Trainingsprogramm für Biosicherheit einführen: Die Schweiz lanciert ein Ausbildungsprogramm, das den Kapazitätsaufbau in Ländern mit ausgeprägten biologischen Risiken fördert.
Biowaffenkonvention stärken: Zusatzstellen fördern die bisher mangelhafte Umsetzung des Biowaffenübereinkommens in Genf, das biologische Waffen überwacht.
Laborsicherheit erhöhen: Die Schweiz stärkt die Sicherheit in Labors (z. B. mithilfe von Kontrollen mind. alle 3 Jahre und obligatorischen Ausbildungskursen für Biosicherheitsbeauftragte; sh. Whitepaper Laborsicherheit).
Erkennen von Krankheitserregern (Detect)
Abwassermonitoring institutionalisieren: Die Überwachung von Pandemie-Erregern im Abwasser wird fortgeführt und über SARS-CoV-2 hinaus auf weitere Pathogene erweitert (basierend auf dem SARS-CoV-2-Monitoring und dem bestehendem Forschungsprojekt; vgl. Pour Demain Studie zu Pandemie-Früherkennung).
Systematisch sequenzieren: Erreger aus Abwasser, Spitälern und Arztpraxen werden kontinuierlich entschlüsselt. Hierfür lanciert die Schweiz ein nationales Sequenzierungsprogramm zur Früherkennung und Überwachung von Pathogenen mit hohem Pandemie-Potenzial bzw. Public-Health-Relevanz (z. B. ausgehend vom nationalen SARS-CoV-2-Überwachungsprogramm).
Klinische Meldesysteme fördern: Die syndromische Überwachung von Erregern über Spitäler und Arztpraxen wird weiterentwickelt (z. B. rasche Anpassung der Meldepflicht für neue Erreger, Ausweitung der meldenden Ärzteschaft, Spital-Surveillance).
Genomische Datenplattform institutionalisieren: Die Schweiz verfügt langfristig über eine genomische Datenplattform (z. B. Swiss Pathogen Surveillance Platform).
Elektronische Datenerfassung gewährleisten: Elektronische Meldungen zu Erregern lösen Post/ Fax ab. Die epidemiologische Datenaufbereitung wird verbessert.
Pathogen-agnostische Früherkennung erforschen: Technologien wie metagenomische Sequenzierung bergen grosses Potenzial für die möglichst effektive Untersuchung von Erregern und werden daher gefördert.
Monitoring an strategischen Orten prüfen: Krankheitserreger verbreiten sich häufig an Knotenpunkten wie Flughäfen und Touristenorten. Tests an strategischen Orten sind künftig in Betracht zu ziehen (z.B. freiwillige Tests, Flugzeug-Abwasser).
Internationale Surveillance und Response ermöglichen: Die Schweiz sorgt dafür, dass sie auch während der normalen Lage Zugang zu den epidemiologischen Daten ihrer Nachbarländer hat und die Zusammenarbeit in Krisensituationen gewährleistet ist (z. B. Zugang zum Viren-Warnsystem der EU, Regelung der Übernahme von Patientinnen und Patienten mit der EU-Behörde für Pandemie-Krisenvorsorge).
Reagieren (Respond)
Krisensituationen regelmässig proben: Pandemie-Szenarien werden weiterhin regelmässig unter Einbezug aller föderalen Stufen geübt (u. a. im Sicherheitsverbund).
Krisenorganisation sicherstellen: Bund und Kantone stärken die Krisenorganisation bzw. -zusammenarbeit mithilfe klarer, zentral organisierter Abläufe.
Spitalkapazitäten erfassen: Zivile und militärische Spitalkapazitäten werden regelmässig mit Blick auf Pandemie-Szenarien analysiert und veröffentlicht (z. B. in Form einer Institutionalisierung der Erfassung von Intensivstationen).
Zulassung vereinfachen: Die Schweiz kann in ausserordentlichen Fällen Impfungen und Medikamente auch ohne Antrag des Herstellers zulassen, sofern diese bereits in anderen westlichen Ländern geprüft wurden.
Luft reinigen: Kritische Infrastrukturen installieren Luftreinigungssysteme, damit sie in einer Pandemie funktionsfähig bleiben (z. B. HEPA-14-Filter oder künftig Far-UVC).
Zuverlässige Versorgung sicherstellen: Bund und Kantone prüfen regelmässig, ob das vorgeschriebene Schutzmaterial in guter Qualität verfügbar ist, und berichten entsprechend. Produktions- und Lieferketten sind auf Handelsunterbrüche eingestellt.
Kohorten-Studie etablieren: Mithilfe einer Kohorte als Forschungsplattform kann die Schweiz rasch Studien zur Verbreitung neuartiger Krankheitserreger durchführen.